Die Marktmeinung aus Stuttgart

Historische Herausforderung

Stuttgart, 01. April 2020 - von Michael Beck

Das erste Quartal ist zu Ende und hat für die Finanzmärkte den kürzesten und schwersten Aktienmarktcrash der Geschichte hervorgebracht. Zu Beginn des Quartals erreichten die internationalen Indizes noch reihenweise Höchststände, am Ende des Quartals verlor der Dax nahezu 40 % in vier Wochen. Auch wenn es eine kleine Zwischenerholung gab, weiß niemand, wo die Reise wirklich hingeht. Die Bekämpfung des Covid-19-Virus führt zu einem Totalstillstand des öffentlichen Lebens in den betroffenen Staaten auf der ganzen Welt mit entsprechenden verheerenden Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung. Doch die Maßnahmen der Regierungen sind notwendig, will man nicht riskieren, dass sich Chaos ausbreitet. Die in der Vergangenheit mit mehreren ähnlichen Virusausbrüchen erfahrenen asiatischen Staaten legen die Blaupause vor, wie China und Südkorea es getan haben. Massive Einschränkungen des öffentlichen Lebens und Quarantäne-Maßnahmen haben dort geholfen, die Epidemie einzudämmen. In China ist man zwar von der Normalität vor dem Corona-Virus noch weit entfernt, aber zumindest die offiziellen Zahlen vermelden keine Neuinfektionen mehr außer bei einigen Rückkehrern aus dem Ausland. Produktionen werden wieder hochgefahren und zumindest erste Schritte in Richtung dieser Normalität begangen. Für uns bedeutet dies, vorbehaltlos an dieser harten Gangart festzuhalten. Hochrechnungen haben ergeben, dass die bisherigen Maßnahmen die Verbreitung des Virus so verlangsamt haben, dass durch die Verhinderung einer galoppierenden Pandemie in Europa bereits Tausende Menschenleben als gerettet bezeichnet werden können.

Dieser „Shutdown“ wird, um effektiv wirken zu können, wohl bis Mai aufrechterhalten werden müssen. Dies wird Staatsfinanzen, Gesellschaft und Wirtschaft an die äußerste Grenze des Belastbaren bringen. Ein warmer Frühsommer kann helfen, die Virus-Ausbreitung entscheidend einzudämmen, aber nur, wenn sich die Bevölkerung auch bei schönem Wetter an die Regeln hält. Es gibt sehr ermutigende Nachrichten über klinische Studien mit erfolgreich wirkenden Malaria-Medikamenten und sogar Impfstoffen, die zwar nicht im Juli, aber doch wohl schon im Herbst bereitstehen könnten. Dies würde die Angst vor dem Virus etwas mindern können. Bis dahin gilt es, in Europa Solidarität zu üben und Wege zu finden, wie insbesondere die sehr hart getroffenen Staaten Italien und Spanien die sich anbahnende Wirtschaftskrise bewältigen können. Wenn es gelingt, das Wirtschaftsleben im dritten und vierten Quartal wieder in Richtung Normalität zu bringen, werden sich auch die Finanzmärkte wieder erholen können. Dies ist aber auch die notwendige Voraussetzung dafür.

Hinweise:

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