Lange hielt sich die Hoffnung, dass sich die Corona-Virus-Infektionen weitgehend auf China und vielleicht noch ein paar angrenzende Länder beschränken würden. Doch in Zeiten der Globalisierung und des weltumspannenden Tourismus stellte sich diese Hoffnung als trügerisch heraus. Konnten in Bayern einzelne Fälle, die mit einem Unternehmen, das Geschäftsbeziehungen zu China unterhält, in Verbindung stehen, noch eingedämmt werden, so scheint die Epidemie in Norditalien nun außer Kontrolle zu geraten. Wie schnell die Verbreitung geht, zeigen erste Fälle in Florenz und Sizilien. Ein aus Norditalien stammender Tourist hat durch seine Corona-Infektion dafür gesorgt, dass nun erst einmal circa eintausend Touristen auf den Kanarischen Inseln festsitzen. Die teils hysterischen Reaktionen werfen ein Schlaglicht darauf, was passieren könnte, wenn sich die Pandemie auch im restlichen Europa ausbreiten würde. Der darauf folgende Stillstand des öffentlichen Lebens hätte unweigerlich harte Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung in Europa. Schon jetzt kann man davon ausgehen, dass in Italien eine Rezession unvermeidbar ist, da in diesem Land auch schon vor dem Ausbruch der Epidemie nur ein knappes Wirtschaftsplus erzielbar schien. Nun sind die kurzfristigen Sorgen sicherlich auf die Gesundheit der Patienten und auf die Eindämmung der Pandemie gerichtet, mittelfristig aber werden die Auswirkungen sichtbar werden. Höhere Verschuldungsquoten und schlechtere Staatsbonitäten sind die geringeren Probleme, die daraus resultieren. Friktionen innerhalb des Euro-Gefüges mit dem Wiederaufleben einer Euro-Krise könnten die wesentlich unangenehmeren Folgen sein.
Der Euro scheint dies bereits zu spüren, denn schon vor der Virus-Epidemie in einem der Gründungsstaaten der Europäischen Union bildete sich die Währung aufgrund der Exponiertheit der europäischen Exportindustrie stetig zurück. Auch dies wieder einmal ein Beispiel für die Prognosefähigkeit der Mehrheit der Finanzmarktteilnehmer. Denn so gut wie alle Auguren waren sich einig, dass der US-Dollar in diesem Jahr eher ein wenig zur Schwäche neigen würde.
Das Gegenteil ist der Fall. Der besser als erwartet ausgefallene ifo-Geschäftsklimaindex konnte so diese Entwicklung nur stabilisieren, aber nicht zu einer Kurserholung des Euro beitragen. Gold und andere Edelmetalle sowie Anleihen dienen als sichere Häfen in einer verunsicherten Zeit. Immerhin stabilisiert dieser Umstand die in der Regel gemischten Portfolios vieler Anleger, die einmal mehr den Vorzug einer diversifizierten Anlagestruktur zu schätzen wissen. Dennoch hat sich während der tollen Faschingstage eine betrübte Stimmung breitgemacht, die sich am bzw. nach dem Aschermittwoch noch verstärken könnte. Sollte sich das Corona-Virus dauerhaft in Italien oder gar weiteren europäischen Ländern festsetzen, dürften weitere empfindliche Kurseinbußen an den Aktienmärkten unvermeidbar sein.