Das zweite Quartal 2021 erfreute die Analysten mit einer starken Gegenbewegung des Wirtschaftswachstums im Vergleich zum Minus-Quartal zu Beginn des Jahres. Das BIP-Wachstum von +1,5% in Deutschland wurde vom Euroraum-Wachstum i.H.v. +2,0% sogar noch übertroffen. Diese positive Entwicklung fand ihren Niederschlag in den Einkaufsmanagerindizes, die teilweise auf langjährigen Hochs notieren und den überaus stark ausgefallen Quartalsergebnissen der laufenden Berichtssaison. Die Hoffnung bestand darin, dass sich diese fulminante Entwicklung zumindest im dritten Quartal, eventuell bis zum Jahresende, fortsetzt. Diese Hoffnung dürfte in Teilen enttäuscht werden, da die Industrie nicht nur hierzulande mit massiven Lieferengpässen bei den immer wichtiger werdenden Speicherchips, Vorprodukten oder Rohstoffen leidet. Dies führt zu weiter steigenden Preisen, die nicht immer voll weiter gegeben werden können. Laut einer Ifo-Studie klagen derzeit zwei Drittel aller Unternehmen über Engpässe und Lieferschwierigkeiten Aufgrund der nach wie vor hohen Auftragsbestände schmerzt dies natürlich, denn dort wo noch Lagerbestände vorhanden sind, können diese Aufträge zwar kurzfristig noch abgearbeitet werden, in den meisten Fällen verschieben sich die Lieferzeitpunkte und Ertragschancen nach hinten. In den USA, einigen europäischen Ländern und Großbritannien ist bereits eine Wachstumsverlangsamung zu verzeichnen. Die Indikatoren befinden sich zum Glück auf hohem Niveau, was einen veritablen Puffer darstellt.
Für die Aktienmärkte bedeutet dies eine Fortführung der ausgeprägten Seitwärtstendenz. Durchwachsene Ausblicke von Unternehmensseite, die hervorragende Quartalsergebnisse flankieren, sorgen für teils kräftige Kurskorrekturen. Diese werden jedoch gerne von Investoren genutzt, die seit langem auf Einstiegschancen warten und gerne zu günstigeren Kursen einsteigen. Dies liegt nach wie vor daran, dass die Anleihenmärkte wenige Anlagealternativen bieten. Trotz der in den letzten Monaten aufgekommenen Inflationssorgen haben sich die Renditen wieder deutlich von ihren Zwischenhochs entfernt. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe sank von -0,10% wieder auf -0,48%, in den USA war die Rückbildung noch ausgeprägter.
Dort sank die Rendite des 10-jährigen Treasury von 1,75% auf nur noch 1,17%. Da die Zentralbanken weiterhin übervorsichtig agieren, ist das Einschwenken in eine restriktivere Geldpolitik wohl erst Anfang 2022 zu erwarten. Vorausgesetzt, die Konjunktur setzt ihren Erholungspfad fort bzw. kann die Erholung sogar noch verstärken. Die Erwartung in diese Richtung könnte etwas enttäuscht werden. Während der Pandemiephase konnten viele Bürger hohe Beträge sparen. Die Hoffnung besteht darin, dass zumindest Teile dieser Spargelder in den Konsum fließen und die Auflösung des Konsumstaus zu einer weiteren Befeuerung der Konjunkturerholung beitragen kann. Dies ist durch die Öffnungen von Restaurants, Hotels und Kulturveranstaltungen zwar automatisch der Fall. Gemäß einer EZB-Studie liegt die Anschaffungsneigung von größere Gütern jedoch nur auf dem Vorkrisenstand Anfang 2020 und die Neigung, ein Automobil zu erwerben sogar noch niedriger als im Vergleich zu Anfang 2020. Die Aktienmärkte werden in den nächsten Wochen also weiterhin im Spannungsfeld von den Aufschwung bremsenden Faktoren und dem Anlagenotstand aufgrund fehlender Alternativen der Zinsseite stehen. Je nachdem, welche Kräfte jeweils stärker sind, steigen oder fallen die Kurse leicht. In der Summe dürfte jedoch die Seitwärtsbewegung der Märkte über den Sommer Bestand haben.